Zum Vergleich folgen heute Zitate aus drei verschiedenen Artikeln, zunächst noch einmal aus dem schon am 14.08.2020 besprochenen Faktenfuchs:
Titel und Einleitung: Mehr Corona-Tests, mehr Infizierte? Die Zahl der Sars-CoV-2-Fälle steigt wieder - auch die Corona-Tests werden mehr. Corona-Relativierer wittern einen Zusammenhang, eine Verschwörung. Doch die Tests sind nicht die Ursache für die Zunahme an Infektionen.
Später im Text: Wichtig also ist: Nur ein Teil der Entdeckungen von Infizierten kann sich damit erklären lassen, dass die Tests auf das Coronavirus ausgeweitet wurden - und weiterhin werden sollen.
Dann aus einem Interview auf ZEIT online mit Reinhard Busse vom 25.08.2020:
ZEIT ONLINE: Stimmt es, dass wir bloß mehr Corona-Fälle haben, weil wir mehr testen, und dass deshalb alle noch recht gelassen sind?
Reinhard Busse: Es ist nicht so, dass wir mehr positive Fälle haben, weil wir mehr testen.
ZEIT ONLINE: Was ist der Fehler in dieser Interpretation der Zahlen?
Busse: Mehr Tests sind nicht der einzige Grund dafür, dass wir mehr positive Corona-Fälle finden.
Und schließlich aus einem Artikel auf Spiegel.de, ebenfalls vom 25.08.2020:
Titel und Einleitung: Steigen die Fallzahlen, weil wir mehr testen? Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland nimmt wieder zu. Einige sehen darin keine zweite Welle, sondern führen es auf die erhöhten Testkapazitäten zurück. Stimmt das?
Später im Text: Steigen die Fallzahlen nur, weil wir mehr testen?
Ein klassisches Strohmann-Argument: dem rhetorischen Gegner ("Corona-Relativierer", wie beim Faktenfuchs? "Einige", wie beim Spiegel? "Alle", wie bei der ZEIT?) wird unterstellt, er wolle die steigenden Fallzahlen ausschließlich mit der steigenden Anzahl an Tests erklären. Im weiteren Verlauf wird dann aber klar, dass natürlich mehr Tests zu höheren Fallzahlen beitragen - was nicht ausschließt, dass sich die tatsächliche Aktivität des Virus im Zeitablauf ändert.
Diese kann nämlich aus den Fallzahlen (Wiederholung: der korrekte Begriff lautet "Anzahlen positiver Tests") nur sehr eingeschränkt abgelesen werden. Hier ein Vorschlag für eine Überschlagsrechnung: das kleine Luxemburg hat inzwischen ungefähr so viele Tests durchgeführt, wie es Einwohner hat, nämlich etwa 600.000. Die Positivrate liegt bei ca. 1,25 Prozent. Hochgerechnet auf Deutschland wären das ungefähr 1 Million positive Tests, also etwa das Vierfache der aktuellen Zahl. Diese Unmenge kann man sehr unterschiedlich auf die Zeit verteilen und so auch sehr unterschiedliche Geschichten vom Verlauf der Pandemie erzählen.
Und schließlich noch ein Kommentar zur Falsch-Positivrate, die irgendwo unter der Positivrate lauert. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie über die Zeit konstant ist. Anfangs waren die Tests vermutlich noch schlechter, dann hat man sie verbessert und parallel die Kapazität erhöht, und schließlich wurde es stressig. Labore, die dauerhaft an ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten, werden wohl nicht ihre Standards aus ruhigeren Zeiten einhalten können.