Am 07.02.2019 lese ich auf dem Titel der ZEIT: "Das Patriarchat ist naturgegeben - Das behauptet der Psychologieprofessor Jordan P. [sic] Peterson". Der Artikel selbst ist untertitelt: "Der kanadische Beststeller-Autor Jordan B. Peterson ist der globale Star einer neuen Männlichkeitsbewegung. Er hält das Patriarchat für naturgegeben." Und in der Box zur Person ("Der Provokateur"): "[...] Manche seiner meist männlichen Verehrer nennen sich "Hummer", weil Peterson das archaische Dominanzverhalten der Krustentiere als Beispiel für die naturgegebene patriarchalische Gesellschaft dient. [...]". Also ist dreimal vom Patriarchat die Rede (oder vielleicht sogar viermal, wenn man boshaft den Ausrutscher beim "middle initial" entsprechend interpretiert) - da erwarte ich doch als naiver Leser, dass der Begriff auch im Text vorkommt und dass die "natürliche Gegebenheit" dort erläutert wird.
Das ist jedoch leider nicht der Fall. Aber natürlich kann Abhilfe geschaffen werden, indem man noch eine Münze einwirft: die selbst für Print-Abonnenten kostenpflichtige ausführlichere Online-Version des Interviews klärt auf. Liebe ZEIT-Redaktion: geht's noch? Wenn man nicht ein Viertel der Seite für ein Bild von Peterson auf einem Holzschaf geopfert hätte (ein Holzhummer war auf die Schnelle wahrscheinlich nicht aufzutreiben, schon gar nicht in der Schweiz), wäre höchstwahrscheinlich der Abdruck des gesamten Interviews möglich gewesen.
Um Scherereien zu vermeiden (hier scheinen Leute am Werk, denen es ums Geld geht), sollte ich nicht zu ausführlich aus dem Online-Interview zitieren. Aber soviel: die ZEIT scheint mir hier das übliche Spielchen mit der Mehrdeutigkeit von Begriffen zu treiben (Ich war versucht, dieses Spielchen "postmodern" zu nennen, eigentlich wurden aber schon immer Häretiker auf diese Weise identifiziert). Der Begriff "Patriarchat" wird negativ besetzt, und jeder, der nicht unmittelbar Buße tut und "das Patriarchat" verurteilt, sei anathema. Dazu zitiere ich jetzt doch Peterson (aus der Online-Version) und lasse es dann gut sein: "Betrachten wir die symbolische Repräsentation – sagen wir Ordnung-Männlichkeit. Sie teilt sich in zwei gleich mächtige archetypische Unterkategorien, eine ist positiv, die andere negativ. Die positive ist der weise König, die negative der Tyrann. Der Tyrann allein, glauben die Radikalen, sei unsere Kultur. Aber das ist nicht nur so – man kann es fälschlicherweise so sehen, weil jede Kultur auch ein Monster ist. Die menschliche Geschichte ist vom ersten Tag an von Blut und Katastrophen gezeichnet. Jede soziale Struktur bringt auch Schreckliches hervor. Aber man sollte das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Die Radikalen kritisieren das Patriarchat nur für seine blutige und brutale Seite. Aber was ist die Alternative? Es ist mir egal, dass das Patriarchat als repressiv charakterisiert wird. Es macht mir Sorgen, dass es ausschließlich als repressiv charakterisiert wird. Das ist nicht akzeptabel. Es gibt nicht genug Dankbarkeit. Sie verhungern nicht, ich auch nicht. Wir haben keine Pest, wir haben keinen Krieg, es gibt keine verdammten Straßenkrawalle. Die Leute nehmen das alles als gegeben hin. Sie beklagen sich über das repressive Patriarchat. Sie haben keine Ahnung, wovon sie da reden."