Zahlreiche "News"-Seiten stürzen sich heute auf eine "Untersuchung" der Verbraucherzentrale Hamburg. Kosmetikhersteller kassieren bei Frauen ab! Pink Tax: Frauen wird in der Drogerie das Geld aus der Tasche gezogen! Frauen zahlen immer noch deutlich mehr als Männer! Die vollständige "Untersuchung" kann man sich ansehen: Insgesamt werden 14 Produkte aufgeführt. Bei 13 davon ist die Packungsgröße des an Frauen gerichteten Produkts kleiner als die der Männer-Variante. Es ist durchaus sinnvoll, wenn kleinere Packungsgrößen, die im Verhältnis zum Inhalt mehr Verpackungsmüll und höhere Produktionskosten bedeuten, auch entsprechend teurer sind (deswegen kosten 450g Frauen-Nutella im Verhältnis mehr als 750g Männer-Nutella...). Natürlich könnte das ein Trick der Hersteller sein, der die Produkte günstiger erscheinen lässt. Aber benötigen Frauen in der Zeitspanne, für die Männer einen Zehnerpack Einwegrasierer kaufen, wirklich zwei Fünferpacks? Und kaufen wirklich Frauen Parfüms für Frauen und Männer Parfüms für Männer?
Bleibt noch das vierzehnte Produkt, nämlich Nivea-Rasiergel. Hier sind die Packungsgrößen tatsächlich gleich, allerdings hat man für die Damen das "Sensitive"-Produkt gewählt, für die Herren nicht. Hätte man auch den Männern das "Sensitive"-Produkt gegönnt, wäre vermutlich auch der Preis gleich gewesen (während ich dies schreibe, kostet bei Edeka24 das "Sensitive"-Produkt 2,99, das "Protect & Care"-Produkt 2,49). Und der Preisunterschied zwischen Nivea und Eigenmarke liegt ohnehin in einer ganz anderen Größenordnung...
Da man also offenbar keine echten Beispiele für eine "pink tax" gefunden hat, musste man selbst eines erzeugen. Wie soll ich das nennen? Lüge? Betrug? Täuschung? Nun soll meinetwegen eine Verbraucherzentrale (warum wird hier eigentlich nicht gegendert?) ungehindert Meinungen kundtun dürfen. Und es ist ja auch schön, wenn "71 festangestellte und 55 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" in Lohn und Brot stehen. Aber warum schafft es solch ein dünnes Brett auf die Nachrichtenportale? Ich nehme das optimistisch als Zeichen, wie gut es uns geht. Und welche Lösung des "Problems" stellt man sich vor? Wie wäre es mit einer "blue tax", etwa einer dritten Stufe der Mehrwertsteuer nur für Männerprodukte?