Long J
Die armen Redakteure der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung! Vor einem Jahr habe ich ihnen das neue Mittel Omikron gegen ihre Impfphantasien empfohlen. Inzwischen trauen sie sich, diese Medizin zu probieren. So schreibt Joachim Müller-Jung am 04.12.2022: „Omikron, die in diesem Jahr dominant gewordene Variante, erweist sich also tatsächlich als der epidemiologische Glücksfall, den sich trotz anfänglich rasend schneller Ausbreitung und großer Unsicherheiten viele Fachleute erhofft hatten.“
Aber ach: „Die Übersterblichkeit ist im dritten Jahr nicht beseitigt, viele Menschen sterben auch mit (und an) Omikron zu früh, weil die Kampagnen sie nicht erreichen.“ Auf Nachfrage wird Herr Müller-Jung sicher antworten, dass es sich hier um eine reine Aufzählung handelt, dass also der zweite und dritte Teil des Satzes keine Erklärung für den ersten darstellen. Aber diese Erklärung ist natürlich nicht Teil des gedruckten Textes. Ja, die Übersterblichkeit im Jahr 2022 ist bedenklich. Ja, es sterben auch Menschen mit (und an) Omikron. Aber glaubt der Mann ernsthaft noch, mit Impfungen daran etwas zu ändern? Selbst das RKI kann nicht mehr anders, als in den Kalenderwochen 40 bis 43 für über 60-Jährige (also die einzige Altersgruppe, die überhaupt gefährdet ist) eine Impfeffektivität von Null (rein rechnerisch sogar eine negative Impfeffektivität, aber die will man dann doch nicht darstellen) gegen intensivstationäre Betreuung für die „Grundimmunisierung“ anzugeben, und auch nur 12,9% gegen Tod. Dass die entsprechenden Werte „mit Auffrischimpfung“ ebenfalls in diesen Bereich sinken, ist wohl nur eine Frage der Zeit (konkret: bis der Selektionseffekt nachlässt).
Herr Müller-Jung schließt: „Nicht die Erneuerer und Fachleute gefährden den Gesundheitsfortschritt, sondern der fortgesetzte Desinformationsterror derer, die mit „alternativen“ Fakten eine wissenschaftlich fundierte und ethisch akzeptable Bewältigung künftiger Pandemien politisch zu untergraben versuchen. Auch mit Omikron bleibt es dabei: Das Virus ist der Feind, nicht die Vernunft.“
Jung, leg Dich ins Bett und kurier Dich aus. Ich schaue in einem Jahr noch einmal vorbei.