Die arme Constanze Kleis! Im Rhein-Main-Teil der FAS vom 09.10.2022 leidet sie am „starren Blick aufs Gute“, wenn sich „die Wettervorhersage im regionalen Sender über den phantastischen Benefit des Klimawandels freut. „Perfektes Wetter für einen Tag am Badesee!“ Kein Wort darüber, dass es den See vielleicht bald gar nicht mehr gibt und man der Natur gerade beim Sterben zuschauen kann.“
Wir sind mit der modernen Welt und dem Strom an Themen, der uns überflutet, völlig überfordert. Kaum einmal können wir uns dazu durchringen, einfach die Achseln zu zucken und etwas zu ignorieren. Verzweifelt versuchen wir der Lage Herr zu werden, indem wir jedes Thema entweder als absolut katastrophal oder als unbedingt unterstützungswürdig einstufen und uns dann in den gesetzten Leitplanken bewegen.
Frau Kleis preist Christian Drosten und Karl Lauterbach als „Pandemie-Warner, die attackiert wurden für ihre Weigerung, Corona auf die leichte Schulter zu nehmen und also der Bevölkerung die Schutzmaßnahmen für deren Gesundheit zu ersparen.“ Sie sieht aber weder die katastrophalen Auswirkungen der „Schutzmaßnahmen“ noch die Vergehen der Pandemie-Warner.
Frau Kleis spottet über die Leute, die sich „nun davor fürchten, bei 19 Grad den Kältetod im eigenen Wohnzimmer zu sterben.“ Gleichzeitig prophezeit sie, dass „wir in absehbarer Zeit ohnehin auf weit mehr verzichten müssen als auf Saunatemperaturen in unseren Häusern, Wasser für den Pool, auf den SUV, auf freie Fahrt für freie Bürger, stets üppig gefüllte Supermarktregale und Billigfleisch.“
Wenn man die ganze Zeitung durchblättert, kann man einen bunten Strauß an ähnlichen Parteinahmen beobachten. Man muss dabei noch nicht einmal über Untertitel und Bildunterschriften hinausgehen:
Jacqueline Vogt meint: „Das Aus für die Binding Brauerei könnte ein Anfang sein: Für eine Debatte über Qualität und über Wertschätzung.“
Anna-Elisa Jakob weiß: „Weiblich, ledig, jung sucht… nicht. Viele meiner Freundinnen sind Singles. Allein fühlt sich keine von ihnen.“
Gerald Braunberger verkündet: „Mehrere europäische Länder orientieren sich im 21. Jahrhundert an Ideen aus der Vergangenheit. Das verursacht schweren Schaden.“
Pia Heinemann behauptet: „Wenn die Masken fallen, haben Erreger von Atemwegserkrankungen leichtes Spiel.“
Bilde ich mir das alles nur ein? Schließlich schreiben Jürgen Kaube und André Kieserling: „Wer Aufmerksamkeit will, muss nur behaupten, dass sich in Deutschland zwei Lager gegenüberstehen. Bewiesen wird die populäre Phrase nicht. Was ist denn überhaupt an ihr dran?“
Weiß ich auch nicht. Aber einen Vorschlag habe ich: wenn Frau Kleis nicht mag, wie der Radiomoderator über das Wetter redet, soll sie das Radio mit Kartoffelbrei bewerfen. Oder sich daran festkleben. Oder es einfach ausschalten. Dann verbraucht es nicht einmal Energie.