Das RKI verzeichnet zum 12.08.2021 insgesamt 377.175 Corona-Fälle in der Altersgruppe von 10 bis 19 Jahren. Bei Kindern und Jugendlichen entfällt von bisher ca. 1.700 Krankenhausaufenthalten etwa ein Drittel auf diese Altersgruppe; die Anzahl der Todesfälle ist einstellig. Diese Rohzahlen legen ein Risiko für schweren Verlauf (gleichgesetzt mit Krankenhausaufenthalt) von 0,15% und ein Sterberisiko von unter 0,003% nahe.
Auf der Impfseite liefern die USA aus dem VAERS-System den größten Datensatz. Bei 9 Millionen Impfungen (Altergruppe von 12 bis 17 Jahren) werden etwa 9.000 Fälle von Nebenwirkungen gemeldet (also 0,1%), davon ein Zehntel schwer (also 0,01%). Ungefilterte Anwendung dieser Zahlen suggeriert also eine relative Risikoreduktion von (0,15% - 0,01%) / 0,15% = 93,3% und eine absolute Risikoreduktion von 0,14%. Die Zahlen passen wunderbar zu meiner tapferen Annahme vom 24.11.2020 (siehe unten).
Zu beachten ist aber noch, wo jeweils die Unsicherheit liegt. Auf der Coronaseite lässt sich die Zahl der Krankenhausaufenthalte (d.h. der Zähler) sicher verlässlich bestimmen. Wieviele Jugendliche jedoch bereits Kontakt mit dem Virus hatten (d.h. der Nenner), ist sehr viel schwieriger zu schätzen, gerade aufgrund der Tatsache, dass das jugendliche Immunsystem in der Regel so gut funktioniert. Auf der Impfseite hingegen ist die Zahl der Impfungen (d.h. der Nenner) kein Problem; die Zahl der Fälle mit Nebenwirkungen hingegen (d.h. der Zähler) beruht auf freiwilliger Meldung und dürfte den wahren Wert deutlich unterschätzen.
Ein Zahlenbeispiel: mit einer jeweils angenommenen Dunkelziffer von 2 liegt das Risiko für schweren Corona-Verlauf bei 0,075%, das Risiko für schweren Impfschaden bei 0,02%. Es gibt etwa 7,3 Millionen Jugendliche im Alter zwischen 10 und 19 Jahren in Deutschland. Durchimpfung erzeugt dann 1460 schwere Impfschäden. Um auf so viele schwere Corona-Verläufe zu kommen, müssten sich etwa 2 Millionen Jugendliche infizieren. Hausaufgabe: welche Dunkelziffern würden garantieren, dass die Impfschäden die Corona-Schäden übersteigen? Zweite Hausaufgabe: wie würden alle betrachteten Werte aussehen, wenn man zusätzlich auf "ohne Vorerkrankung" bedingt (denn für vorerkrankte Jugendliche empfiehlt die STIKO ja schon länger eine Impfung)?
Langzeitfolgen können auf beiden Seiten noch nicht eingeschätzt werden. Das hat die STIKO nicht an der Ankündigung einer Impfempfehlung gehindert. Leider wird der Bericht, der die Entscheidungsfindung begründet, erst nachträglich veröffentlicht werden (Update: da ist er).
Ach, und noch eins: in Island wurden vom 09.07.2021 bis zum 17.08.2021 insgesamt 2.992 Covid-Infektionen registriert, davon 1.957 bei voll Geimpften. Das ist eine Quote von 65%. Angesichts einer Impfquote von 72% fällt die Wirksamkeit der Impfungen also (jedenfalls, was die Infektion angeht; zur Reduktion schwerer Verläufe lässt sich weniger sagen) erbärmlich aus.