In der WELT AM SONNTAG vom 10.03.2019 kommentiert Hannes Stein den Zustand der demokratischen Partei in den USA. Er hat ein Recht auf seine Meinung und darf sie auch gerne äußern. Der moderne Diagonalleser dürfte aber nur Folgendes mitnehmen (die ersten beiden Absätze und den letzten, zusammen weniger als 15% des Textes; sozusagen eine andere Art von Framing):
Die Demokratische Partei hat eine einmalige, eine historische Chance: Sie kann das politische Leben in Amerika auf mindestens eine Generation hinaus dominieren. Die Demokraten haben im vergangenen Herbst in einem Erdrutschsieg das Repräsentantenhaus erobert. In zwei Jahren werden sie gegen einen Präsidenten antreten, den die Mehrheit der Amerikaner verabscheut.
Seine Umfragewerte liegen tief im Keller, obwohl die Wirtschaft weiterhin brummt. Die allermeisten jungen Wähler haben nicht die geringste Lust auf Trumps Rassismus, seine Lügen, seine Frauenfeindlichkeit. Hervorragende Voraussetzungen, um ihn und seine Bewegung klitzeklein werden zu lassen![...] Sollten die Demokraten in Amerika ebenso den Verstand verlieren wie die Labour-Leute in Großbritannien, würden sie ihre historische Chance verspielen. Trump würde vier weitere Jahre gewinnen, um die Normen der amerikanischen Verfassung auszuhöhlen und die liberale Weltordnung zu destabilisieren. Und dafür könnten die Linken diesmal nicht die Russen verantwortlich machen (obwohl die natürlich alles tun werden, um ihren Kandidaten Trump an der Macht zu halten). Daran wären dieses Mal ganz allein sie selbst schuld.
Es geht also gar nicht nur um die Demokraten, sondern zunächst einmal und schließlich um den aktuellen Präsidenten der USA. Und was man alles erfährt!
Seine Umfragewerte liegen tief im Keller.
Er ist ein Rassist.
Er ist ein Lügner.
Er ist ein Frauenfeind.
Er hat eine Bewegung.
Er höhlt die Normen der amerikanischen Verfassung aus.
Er destabilisiert die liberale Weltordnung.
Er ist der Kandidat der Russen (und die würden alles tun, um ihn an der Macht zu halten).
Damit ist das Glaubensbekenntnis gesprochen, und man kann sich dem eigentlichen Thema widmen, ohne sich dem Vorwurf der Häresie auszusetzen.