Im Editorial der ZEIT WISSEN-Ausgabe 2/2021 erzählt Chefredakteur Andreas Lebert einen Schwank aus seinem Leben. Bei einem zufälligen Treffen fragte er einst die „Journalistin und legendäre Feministin“ Susanne von Paczensky: „Ihr Frauen wollt keine Cowboys mehr, keine Helden, aber ihr wollt auch keine Softies, keine Kümmerer. Was sollen wir Männer tun?“
Er bekam zur Antwort: „Das ist ganz einfach. Tut genau das, was ihr wirklich tun wollt. Es gibt nur zwei Einschränkungen. Erstens: Dreht euch dabei nicht zu uns um. Erwartet keinen Applaus von uns Frauen. Und zweitens: Lasst uns genau dasselbe tun.“
Es ist nett von Herrn Lebert, dass er diese Anekdote mit den Lesern teilt, aber was lernen wir daraus? Ein einzelner Mann glaubt zu wissen, was „die Frauen“ wollen und nicht wollen, und fragt eine einzelne Frau um Rat, welches Verhalten sich „die Frauen“ von „den Männern“ wünschen. Die einzelne Frau lässt sich nicht lumpen, schlägt „den Männern“ eine Strategie vor und formuliert die Bedingungen „der Frauen“.
Ich wage zu behaupten, dass eine Welt, in der sich „die Männer“ an die vorgeschlagene Strategie und die Bedingungen halten, bald eine Welt voller unglücklicher Männer und unglücklicher Frauen wäre.
Aber es fällt uns eben schwer, unsere eigenen Vorstellungen nicht auf andere zu projizieren. So Anna Prizkau in der FAS vom 11.07.2021 über die Schach-Großmeisterin Elisabeth Pähtz: „Sie, die Frau, die das sagt, woran die meisten Frauen nicht glauben - an biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern.“ Ich stelle fest, dass ich nicht mehr zur ZEIT greifen muss, um Unsinn zu lesen.