Bevor der Impfspass losgeht, überlegen wir uns kurz, mit welchem Phänomen wir es zu tun haben:
Ohne Impfung kommt ein Anteil A der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt.
Ohne Impfung, gegeben Kontakt mit dem Virus, besteht eine Wahrscheinlichkeit P für ernsthafte Probleme (Tod, Langzeitfolgen, Krankenhausaufenthalt etc.).
Mit Impfung, gegeben Kontakt mit dem Virus, reduziert sich die Wahrscheinlichkeit für ernsthafte Probleme um einen Faktor f < 1.
Mit Impfung, unabhängig von Kontakt mit dem Virus, besteht eine Wahrscheinlichkeit für durch die Impfung hervorgerufene Probleme (Tod, Langzeitfolgen, Krankenhausaufenthalte etc.). Diese Wahrscheinlichkeit lässt sich ebenfalls sinnvoll als P * g mit einem Faktor g < 1 ausdrücken.
Ohne Impfung muss also mit 83 Mio * A * P Problemfällen gerechnet werden. Mit umfassender Impfung der Bevölkerung sind es mindestens 83 Mio * P * g alleine aufgrund von Impfproblemen, außerdem natürlich Fälle, bei denen die Impfung nicht geholfen hat (hier wären 83 Mio * A * P * f sowie 83 Mio * A * f * P * f mögliche Schätzungen - die sich in ihrer Annahme darüber unterscheiden, ob Impfung auch gegen Verbreitung des Virus hilft). Aber vernachlässigen wir letztere einmal (schließlich wird uns f < 0.1 versprochen). Wie verhält sich A zu g?
Wie wäre es beispielsweise mit A = g = 10%? Sowohl eine Kontaktwahrscheinlichkeit von 10% als auch eine relative Komplikationswahrscheinlichkeit von 10% klingen für mich plausibel. Allgemeine Impfung wäre dann, wie wir in der Bankensprache so schön sagen, eine reine Fristentransformation: wir können uns aussuchen, wie wir die Problemfälle über die Zeit verteilen und wer am Ende daran verdient.
Anmerkung vom 08.11.2022: Mir wäre es schon lieber gewesen, wenn sich f und g als kleiner herausgestellt hätten…