Harald Martenstein schreibt am 29.11.2018 in seiner ZEIT-Kolumne:
David Sedaris fiel mir wieder ein, als ich den Tweet eines Kollegen las: "Wenn Deine Eltern AfD wählen, warum nicht den Kontakt abbrechen?" Ein anderer Kollege ließ einen Text über seinen AfD-Vater mit dem Satz ausklingen: "Das nächste Weihnachtsfest verbringen wir getrennt." [...] Wer den Kontakt zum Vater abbricht oder ihn an Weihnachten allein lässt, nur weil dieser AfD wählt, ist jedenfalls kein guter Mensch. Nicht dass ich mich selbst für einen hielte. Das Engagement eines solchen Menschen für "Vielfalt" kann ich nicht ernst nehmen, weil er unter Vielfalt nur seinesgleichen versteht.
In derselben Woche, am 02.12.2018, sagt die Krimiautorin Elizabeth George in einem Interview der WELT AM SONNTAG:
Aber ich will mit Menschen, die für Trump gestimmt haben, auch nichts mehr zu tun haben. Der Ehemann einer sehr guten Freundin von mir knüpft seine Stimmabgabe an nur ein einziges, für ihn entscheidendes Thema. Er gibt seine Stimme nur jenem Kandidaten, der gegen Abtreibung ist. Als klar war, dass er Trump gewählt hatte, sagte ich meiner Freundin: "Ich will deinen Mann nicht mehr sehen." Sie hat das akzeptiert, sie hat mich verstanden. So sieht es zurzeit aus: Unser Land fällt auseinander.
Wie würde eine Umfrage in Deutschland ausfallen, bei der man sich entscheiden muss, welcher Aussage man mehr zustimmt? Ist eine solche Meta-Entscheidung leichter oder schwerer als die beschriebenen konkreten Entscheidungen?