Da steht er, der Herr Prof. Dr. Christian Drosten, in seinem weißen Laborkittelchen und hält Hof. Und die Reporter der ZEIT lauschen und staunen und merken nicht, dass sie beschwindelt werden. Dabei wäre es doch so einfach: immer dann, wenn eine empirische Aussage empfangen wird, recherchiert man schnell im Internet und bohrt dann nach.
Drosten: Der R-Wert ist dramatisch gesunken. Er gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Jetzt liegt er nicht mehr wie früher über zwei, sondern bei ungefähr eins – selbst ohne schützende Maßnahmen.
Hier die offizielle RKI-Zeitreihe, aufbereitet von der Berliner Morgenpost:
Der R-Wert lag nie über 1,5. Die Zahlen aus dem März 2020 sind wohl eher ein Artefakt des Hochfahrens der PCR-Testinfrastruktur.
Drosten: Die Evolution der beiden Viruslinien – die der impfenden Länder und jene aus Indien nach der schrecklichen Delta-Welle – kommt jetzt zu sehr ähnlichen Lösungen, wie die Viren der Bevölkerungsimmunität entgehen können.
Na gut, reden wir über Indien; nehmen wir aber auch noch Hongkong dazu:
Drosten: Nicht ein weniger krank machendes Virus hat die Omikron-Welle so viel milder gemacht, sondern die Impfung. Das haben wir in Hongkong gesehen, wo es in einer ungeschützten Bevölkerung in der Omikron-BA.1-Welle viele, viele Tote gab.
Our World in Data (OWID) hilft uns gerne weiter, beispielsweise hier mit den offiziellen kumulativen Corona-Todeszahlen je Million Einwohner über die Zeit:
Die „schreckliche Delta-Welle“ erstreckte sich in etwa über die Monate April bis Juli 2021:
Als sie vorbei war, waren also in Deutschland etwa 189 zusätzliche Tote je Million Einwohner zu verzeichnen, in Indien 185. Warum genau war nun die Entwicklung in Indien schrecklicher als in Deutschland (einem „impfenden Land“)?
Gehen wir weiter ans Ende der Omikron-BA.1-Welle:
Ja, in Hongkong gab es viele Tote, aber eben auch eine Bevölkerung, die bis dahin nur wenig Kontakt mit dem Virus hatte. Und will man die Toten wirklich dem Unterschied im Impffortschritt zuschreiben? So sah es vor der Welle aus:
Und so nach der Welle:
Seitdem wird in Hongkong geimpft, dass die Nadeln glühen. Und gerade schickt man sich an, Deutschland bei der Anzahl der seit dem 31.05.2022 gezählten Corona-Toten zu überholen. Läuft…
Vielleicht sind Masken eine geeignetere Maßnahme?
Drosten: Am Anfang einer Pandemie mit einem Atemwegserreger sind – das wissen wir heute – zum Beispiel Masken sehr sinnvoll. Aber mit der Zeit sinkt ihre Effizienz, ihr Beitrag zum Schutz. Ganz einfach weil sie dann nur noch eine weitere Komponente zusätzlich zur Immunität sind.
Diese Behauptung kann weder Herr Prof. Dr. Drosten noch sonst irgendjemand auf der Welt beweisen. Wir alle haben nur eine einzige Pandemie mit einem Atemwegserreger in Kombination mit Masken erlebt, und diese Pandemie zeichnete sich gerade dadurch aus, dass an ihrem Anfang überhaupt keine Masken getragen wurden. Vielmehr haben wir nun einen weiteren Datenpunkt, der die Aussage stützt, dass eine Pandemie mit einem Atemwegserreger zwei Jahre dauert und dass sich die meisten Maßnahmen irgendwo zwischen nutzlos und schädlich einordnen.
Drosten: Unter den großen europäischen Ländern, die sich strukturell vergleichen lassen, also Frankreich, Spanien, England… da ist Deutschland am besten durch die erste Welle gekommen. Die Politik in Deutschland war die erfolgreichste, sie hat am meisten Leben gerettet. Wir waren aber gleichzeitig das einzige dieser großen Länder, in dem die zweite Welle mehr Opfer gefordert hat als die erste. Die anderen Länder haben also offenbar gelernt.
So sah es nach der ersten Welle in den genannten Ländern aus:
Und so nach der zweiten:
Der Zuwachs an Toten je Million Einwohner liegt also bei 1469 für das Vereinigte Königreich, bei 1115 für Spanien, bei 1204 für Frankreich und bei 989 für Deutschland. In allen vier Ländern hat die zweite Welle also mehr Opfer gefordert als die erste, und in Deutschland ist die Zahl noch am niedrigsten. Falscher als Herr Prof. Dr. Drosten kann man den Sachverhalt kaum darstellen.
Mir reicht’s jetzt. Wer noch Lust hat, kann einem vorausgegangenen Interview (siehe eventuell auch hier) mit der Süddeutschen Zeitung weitere Perlen entnehmen:
Drosten: Außerdem haben die Leute eine Grundimmunität durch Impfung oder Infektionserfahrung, und wenn dann so ein Virus kommt, triggert es das Immunsystem stärker; Botenstoffe werden ausgeschüttet, das schafft ein Krankheitsgefühl. Deshalb wird der symptomatische Verlauf zum typischen Verlauf. Das wird dazu führen, dass ganz viele Leute im Herbst merklich krank werden und sich, ganz unabhängig von der Pflicht zur Isolation, ins Bett legen müssen.
Weil die Leute geimpft oder genesen sind, werden sie kränker? Interessant… Schließen wir doch mit einem weiteren Auszug aus dem ZEIT-Interview:
Drosten: Ich bin da durchgedrungen, wo sich jemand die Zeit genommen hat, das zu hören oder zu lesen, was ich von mir gebe, im Podcast oder in großen Interviews wie diesem hier. Leider wurden immer wieder Aussagen von mir verkürzt, aus dem Kontext gerissen und bis zur Verfälschung zugespitzt.
Na, da bin ich aber froh, dass ich nichts verkürzt, aus dem Kontext gerissen und bis zur Verfälschung zugespitzt habe. War ja auch gar nicht nötig.
Drostophila asprogaster
Botenstoffe werden ausgeschüttet, das schafft ein Krankheitsgefühl. Deshalb wird der symptomatische Verlauf zum typischen Verlauf. Das wird dazu führen, dass ganz viele Leute im Herbst merklich krank werden und sich, ganz unabhängig von der Pflicht zur Isolation, ins Bett legen müssen.
Ahaha das ist echt ne Perle.