Die Bundesnetzagentur ist jetzt das Robert-Koch-Institut des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, und Klaus Müller ist ihr Lothar Wieler. Die FAS vom 01.05.2022 rahmt mit ihm ihren Wirtschaftsteil ein: beim "Abschied von Putins Gas" (S. 17) macht "Der Mann am Gashahn" (S. 24) das Land "fit für einen möglichen Lieferstopp".
"Der unbedingte Vorrang der Privathaushalte ist schwer vermittelbar. Die Frage ist doch: Spare ich daheim, damit unser Land insgesamt gut durch die Krise kommt?" Kontrollieren könne das im Wohnzimmer zwar niemand, aber die Erfahrung aus der Corona-Zeit zeige, dass sich die große Mehrheit der Menschen an Gesetze halten wolle. Der Agenturchef hat noch eine andere Idee: "Wenn es noch dazu eine Kampagne der Religionsgemeinschaften, der Unternehmer oder der Fußballvereine gibt, vielleicht auch Campino oder Helene Fischer zum Gassparen aufrufen, wird das seine Wirkung nicht verfehlen." Es könne doch eine Art sportlichen Wettstreit geben, ob Düsseldorf oder Köln, Kiel oder Lübeck, München oder Nürnberg den Verbrauch schneller herunterfahren.
[...] "Ich vermisse noch die Ernsthaftigkeit in der Gesellschaft", kritisiert er. In seinen täglichen Lageberichten sieht er bislang nichts davon, dass die Leute weniger duschen oder an kühleren Tagen die Heizung drosseln würden. Und er denkt schon mal über Entbehrliches nach: "Wären Kekse oder Speiseeis in einer Notlage wirklich zwingend? Nein, wären sie nicht."
[...] Heute ist es ihm wichtiger, dass das Gas möglichst teuer ist, damit Haushalte und Industrie ihren Verbrauch wirklich drosseln. Einfach wird das nicht, auch weil es bei den Privatverbrauchern bislang wenig Handhabe dafür gibt. Aber Müller will das ändern, er wünscht sich eine Gesetzesänderung. Selbst wenn es kaum möglich ist, in den Privatwohnungen die Heizung zu kontrollieren, setzt er auf den guten Willen - und auf die Kraft von Kampagnen.
Wie sagte Merkel vor zwei Jahren: "Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst!" Und Klabauterbach: "Die Impfpflicht führt dazu, dass man sich freiwillig impfen lässt." Was wird also nun passieren? Es werden Kampagnen gestartet werden, die zum Energiesparen aufrufen. Das wird keine Auswirkungen auf den Energieverbrauch haben. Es wird über ein Gesetz zum verpflichtenden Energiesparen gestritten werden, das auf der Zielgeraden (vielleicht wieder nach zwei Jahren) doch nicht verabschiedet wird, weil der Krieg irgendwie vorbei ist oder einfach nur eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird und wir natürlich wieder Gas aus Russland beziehen.
Bis dahin schon mal die Empfehlung, doch bitte keine Kekse in Ukraine-Hilfslieferungen zu packen. Denn wären sie in einer Notlage wirklich zwingend? Nein, wären sie nicht.